Spanien heizt Besatzung weiter an
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Nahezu das gesamte Erdöl, das 2022 in die besetzte Westsahara gelangte, stammt aus Raffinerien in Spanien.

23. Mai 2023

Foto: Der Chemietanker Cedar (IMO 9426491), gesichtet im Hafen von Agadir am 22. September 2022. Das Schiff hatte gerade einen Erdöltransport vom CEPSA-Terminal in Carteya Guadarranque nach El Aaiun in der besetzten Westsahara abgeschlossen. @vovashap/Shipspotting.com

Im Jahr 2022 gingen mindestens 85 % aller Erdölprodukte, die im Kalenderjahr 2022 in die besetzte Westsahara gelangten, auf die spanischen Erdölunternehmen Cepsa und Repsol zurück. 

Western Sahara Resource Watch (WSRW) analysierte 123 Verschiffungen in das Gebiet im vergangenen Jahr. Fast das gesamte Erdöl kam aus Spanien, der Rest aus Häfen in Marokko. 

WSRW schätzt das Volumen auf ungefähr eine halbe Million Tonnen.

Die Berechnung dieser Menge basiert auf den Fahrtrouten von 35 verschiedenen Schiffen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr solche Ladungen in das Gebiet transportiert haben. Die Schiffe hielten insgesamt 85 Mal in El Aaiún und 66 Mal im Hafen bzw. Ankergebiet von Dakhla. Bei einigen der Einfuhren wurden beide Häfen angelaufen.

Erdölerzeugnisse sind für Marokko zur Aufrechterhaltung seiner Besatzung des Gebiets unerlässlich. Die in der Westsahara ankommenden Erdölprodukte dienen in erster Linie als Treibstoff für Fahrzeuge, Motoren und Schiffe, die an der illegalen Plünderung des Gebiets beteiligt sind oder von der marokkanischen Armee für militärische Zwecke verwendet werden.

Die Gesamtmenge des in die besetzte Westsahara transportierten Öls wird für das Jahr 2022 auf 502.000 Tonnen geschätzt. Die Berechnung basiert auf der Größe der einzelnen Schiffe und ihrer Transportroute. Darüber hinaus wurden die Veränderungen des Tiefgangs berücksichtigt. Der Tiefgang ist der Abstand von der Wasserlinie bis zum Boden des Schiffes, und Änderungen dieses Abstands resultieren aus dem Löschen oder Laden der Schiffsladung.

WSRW bat Cepsa 2022 in einem Schreiben um eine Stellungnahme zu den Verladungen. Das Unternehmen antwortete, dass "wir Kohlenwasserstoffe für die Verteilung auf dem sahrauischen Territorium liefern, die vollständig zugelassen sind". Auf die Frage, auf die Gesetze und Institutionen welches Staates sie sich beziehen, erklärte das Unternehmen gegenüber WSRW, dass "wir uns nicht weiter dazu äußern werden". WSRW schrieb Cepsa in den Jahren 2014, 2017 und 2018 an. Ein kurzes Schreiben des Unternehmens vom 8. November 2018 ließ die Fragen zu demselben Punkt unbeantwortet.

Am 21. Februar 2022 schrieb WSRW an Repsol. Das Schreiben wurde nicht beantwortet. 

Das Volumen der in die Westsahara verschifften Erdölprodukte im Jahr 2022 ähnelt dem von WSRW für die Jahre 2021 und 2020 beobachteten Mengen, ist aber niedriger als das von WSRW für 2019 ermittelte. Der Rückgang von 2019 auf 2020 kann möglicherweise auf eine weitaus konservativere WSRW-Methode zur Berechnung der Ladung an Bord der Schiffe zurückgeführt werden, die ab dem Jahr 2020 angewendet wurde. 

Wie in den Vorjahren ist die französische Reederei Sogestran, die das Tankschiff Mayoury kontrolliert, die mit Abstand am stärksten beteiligte Reederei. Im Jahr 2022 entfielen auf dieses Schiff 29 % des gesamten in das Hoheitsgebiet verschifften Erdöls. Das Unternehmen hat seit 2017 auf kein einziges Schreiben von WSRW bzw. APSO geantwortet, auch nicht auf die Schreiben von 2020 und 2022.

Die Flotte des schwedischen Unternehmens Wisby Tankers wurde in den letzten Jahren erheblich "marokkanisiert", da zwei in schwedischem Besitz befindliche, unter norwegischer Flagge fahrende Schiffe nun in marokkanischen Besitz ist. Im September 2022 ging das Schiff Wisby Teak in marokkanischen Besitz über und wurde in Argan umbenannt. Im Jahr 2021 geschah dasselbe mit dem Schiff Wisby Cedar, das in Cedar umbenannt wurde. Die beiden Schiffe fuhren nach dem Eigentümer-/Flaggenwechsel weiterhin auf denselben Routen. Wisby Tankers hat auf Briefe nicht geantwortet. Die Schweizer Organisation terre des hommes schrieb am 14. März 2022 an den neuen Manager von Cedar und Argan, ABC Maritime AG, ohne Antwort. Ein drittes und letztes Schiff der historischen Wisby-Flotte, die Wisby Argan, bleibt in schwedischer/norwegischer Hand und hat im Laufe des Jahres nur eine Verschiffung in die Westsahara durchgeführt.

Die Übersicht kann auch hier heruntergeladen werden.

Es ist möglich, dass die hier dargestellte Übersicht nicht vollständig ist und dass WSRW bestimmte Ankünfte entgangen sind.

Cepsa hat die meisten Transporte aus seinen Raffinerien in Algeciras, Carteya Guadarranque, Huelva und Teneriffa durchgeführt, während Repsol aus dem Hafen von Cartagena Escombreras verschifft hat. Welches Unternehmen hinter den Exporten von Las Palmas in die Westsahara steht, ist WSRW noch nicht bekannt. WSRW schätzt, dass sowohl Cepsa als auch Repsol jeweils für etwa 42-43 Prozent der importierten Erdölprodukte verantwortlich sind. 

Neben den Transporten von den Raffinerien von Cepsa und Repsol in Spanien gab es auch mögliche Exporte von Jorf Lasfar und Tanger in Marokko. Die 35 Erdöltanker, die an den Transporten für das Kalenderjahr 2022 beteiligt waren, sind: Alice Theresa, Althea, Anfa, Anuket Ruby, Argan (ex-Wisby Teak), Atlantis Alhambra, Atlantis Andaman, Azra S, B. Atlantic, Bice Amoretti, Bomar Mercury, Bravo, Cedar, Desna Star, Ecoglory, Eva Dp, Frona, Ft Portoria, Gazela, Ginostra M, Guroni, Habip Bayrak, Hitra, Irene Dp, Ivyan, Kolin 9, Mayoury, Med Adriatic, Med Serhat, Mrc Lina, Sen Arche, Stella Polaris, Tingis, Vs Lara und Wisby Argan.

Die Tankschiffe fahren unter folgenden Flaggen: Malta (16), Marokko (4), Marshallinseln (3), Italien (2), Liberia (2), Spanien (2), Frankreich (1), Zypern (1), Dänemark (1), Gibraltar (1), Niederlande (1), Norwegen (1), Panama (1), Türkei (1). 

WSRW hat eine ähnliche Übersicht der Erdölausfuhren für die Kalenderjahre 2021, 2020 und 2019 erstellt.

 

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